al omary

25. Februar 2022

Falk Al-Omary: Der Namenmacher für Unternehmer:innen

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Wir haben mit Falk Al-Omary – „Der Namenmacher“, Geschäftsführender Inhaber der Al-Omary Medien-Management & Consulting Group und THE GROW Entrepreneur, über sein spannendes Unternehmen und das umfassende Thema Kommunikation gesprochen.

Sie hatten während Ihrer Laufbahn mehr als mehr als 50 ehrenamtliche und politische Ämter, Funktionen und Mandate inne. 
Außerdem haben Sie mehrere Unternehmen gegründet und Startups begleitet. Wie kam es zu dieser massiv hohen Zahl und wie schafft man das alles?

Tatsächlich ist das, wenn man 20 Jahre lang politisch aktiv war, gar nicht so außergewöhnlich. Meist bedingt ein Job den nächsten, folgt eine Funktion der anderen. Was mich aber immer bewegt hat, ist der Gedanke, dass die beiden Welten Politik und Medien sehr unterschiedliche Mikrokosmen sind, die völlig getrennt voneinander funktionieren.

Die meisten Unternehmer wissen nicht, wie Politik wirklich funktioniert. Und leider haben die allermeisten Politiker allenfalls eine abstrakte Wirtschaftskompetenz. Das zu verbinden, sehe ich auch heute noch als meine Hauptaufgabe an – auch ohne aktiv in Mandaten und Funktionen zu sein. 

Was bedeutet „Krisenkommunikation“ für Sie?

Bei der Krisenkommunikation geht es heute sehr selten um den Produktrückruf, ein Schadensereignis oder eine betriebliche Störung mit Folgen für die Belegschaft oder Anwohner. Vielmehr geht es um Shitstorms, die bestimmte Interessengruppen entfachen, um der Reputation eines Unternehmens oder eines Unternehmers zu schaden.

In einer derart polarisierten und fragmentierten Gesellschaft, in der es fast nur noch schwarz und weiß gibt und kaum mehr eine echte Debattenkultur existiert, in der auch die zulässigen Meinungskorridore zunehmend verengt werden, stehen Menschen, Marken und Unternehmen schnell am medialen Pranger. Diese zu unterstützen und ihre Reputation zu verteidigen und wieder aufzubauen, bedeutet für mich Krisenkommunikation in der besten Form.

In welchen Situationen werden Sie typischerweise um Rat gefragt?

In aller Regel geht es bei meinen Mandaten um Themen, die sich an der Schnittstelle zwischen medialer Empörung, komplexeren politischen Einflussfaktoren und wirtschaftlichen Interessenlagen bewegen. Rufmorde, Kampagnen von sogenannten Aktivisten und Reputationsschäden durch Wettbewerber oder Interessengruppen sind typische Beispiele. Letztlich werde ich immer dann aktiv, wenn die leider heute typische Empörungswelle losgeht und man einen Abfangjäger braucht, der an vorderster Front bereit ist, Stellung zu beziehen.

Gibt es eine Art „Notfall-Plan“, an den man sich halten kann, wenn das eigene Unternehmen medial angegriffen wird? 

Das würde sehr weit führen. Wichtig ist zunächst, die Lage zu analysieren. Wer ist Freund, Feind oder neutraler Beobachter? Wer hat welche Interessen und setzt sie wie durch? Und dann gilt es, mit einer Stimme zu sprechen, die ganze Kommunikation auf ganz wenige Personen – am besten auf eine einzige – zu konzentrieren. Idealerweise ist das der Pressesprecher. Einen Pressesprecher – intern oder extern – sollte jedes Unternehmen haben, das auch nur halbwegs relevant ist.

Herr Al-Omary, welche Situation ist Ihnen in Ihrer Karriere besonders im Gedächtnis geblieben? (Ohne zu viel zu verraten natürlich)

Viele, aber im Nachhinein keine besondere. Ich habe selbst in meiner politischen Karriere etliche Shitstorms und Rufmorde erlebt und erlitten und sehe heute die gleichen Mechanismen im Rahmen meiner Mandate.

Im Grunde ist es immer das Gleiche: einer wirft einen Stein ins Wasser, andere ereifern sich ohne Kenntnis der Fakten und werden wahlweise durch Schweigen oder aktives Zutun zum Mittäter. Diese Mitläufer sind fast noch schlimmer als die eigentlichen Aggressoren. Denn sie machen die Sache erst groß und zu einer massiven Ungerechtigkeit.

Hat die Pandemie Ihre Kundenanfragen verändert, Herr Al-Omary? Inwiefern? 

Ja und nein. Die Pandemie hat die Menschen sicher gemeiner, streitbarer und gereizter gemacht. Die Freund-Feind-Schemata haben sich verfestigt. Aber die Mechanismen sind die gleichen wie immer. Es wird nur mehr „geshitstormt“, angefeuert auch durch die verstärkte Nutzung der sogenannten sozialen Netzwerke.  

Welche typischen Fehler machen Unternehmer:innen in kritischen Situationen? 

Sie reagieren zu schnell und zu unüberlegt, manchmal sogar panisch. Dann kommt nicht selten Unsinn raus, der den Brand beschleunigt, statt ihn zu ersticken. Gerade in der Krise gilt es, kühlen Kopf zu bewahren, was, zugegebenermaßen, extrem schwer ist, weil sich die meisten Opfer in ihrer Ehre verletzt und gekränkt sowie willkürlicher Ungerechtigkeit ausgesetzt sehen. Das psychologische Momentum ist ein sehr entscheidender Faktor bei der Frage, ob man siegt oder verliert. 

Ab wann reichen Rechtfertigungen oder Beschwichtigungen nicht mehr aus? Wann sollte man klagen?

Rechtfertigen sollte man sich nie. Stattdessen sollte man ernsthaft und seriös aufklären. Die Juristerei ist eigentlich niemals eine Lösung für ein kommunikatives oder mediales Problem, allerdings ist es sinnvoll, Klagen strategisch flankierend einzusetzen, um auf allen Ebenen Druck auf die Gegner auszuüben. Krisen und Rufmorde sind immer auch ein Kampf um Ressourcen. Da können (die Kosten) einer Klage durchaus Druck für den einen oder anderen bedeuten. Das muss aber ein Einzelfall entschieden werden. Klagen sind nur eine Waffe im Arsenal. 

Wie findet man als Unternehmen einen guten Pressesprecher? Lieber intern oder extern?

Ein Pressesprecher ist immer eine Stabstelle im Unternehmen und muss Zugang zu allen Informationen haben. Das spricht gegen Agenturen. Die können das nicht leisten. Es muss eine Person sein, die Verantwortung übernimmt, die in die Informationsstrukturen eingebunden wird und die das absolute Vertrauen der Geschäftsführung genießt, im richtigen Moment das Richtige zu sagen. Das kann ein Externer sein, aber auch Interner. Es sollte jemand sein, der das mediale Handwerk versteht, politische und systemische Prozesse analysieren kann und der strategisch im Sinne des Unternehmens denkt. Dafür braucht man keinen festen Schreibtisch im Unternehmen, wohl aber schnellen Zugang zu wichtigen Informationen und Entscheidern.

Wie wichtig ist die richtige interne Kommunikation für die externe Kommunikation, Herr Al-Omary? 

Sehr wichtig, um am Ende nach außen mit einer Zunge zu sprechen. Wer intern die Reihen argumentativ nicht geschlossen hat, wird schnell Widersprüche nach außen transportiert sehen – bewusst oder unbewusst. 

Was sich viele Menschen aktuell fragen: wie kann ich das „Gendern“ richtig umsetzen und was halten Sie persönlich davon?

Sprache wandelt sich. Ich nutze nach wie vor das generische Maskulinum, so wie die meisten Medien auch. Es ist einfacher zu schreiben und vor allem zu lesen. Ich denke aber, dass es da sehr bald journalistisch-redaktionelle Standards geben wird.

Ab wann und vor allem wie sollten Startups das Thema PR angehen? 

Ab sofort. Es gibt keine bessere Methode, um bekannt zu werden, Reputation aufzubauen und Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Allerdings: Viel hilft nicht automatisch viel. PR sollte von Anfang an markenstrategisch gedacht und wohl dosiert eingesetzt werden.

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