Kürzlich wurde der 18-jährige Andre Braun, CEO von Plutus, von der FAZ als „digitaler Zauberer“ bezeichnet. Wir haben mit ihm über seine Gründer-Story und die wichtigsten Erfolgsfaktoren für StartUps gesprochen.
Wie hat deine Gründer-Geschichte begonnen?
Andre Braun: Ich komme nicht aus einer Unternehmerfamilie, sondern bin in eher schwierigen Verhältnissen und mit einer Pflegefamilie aufgewachsen. Mit 14 habe ich eine Ausbildung zum Erzieher begonnen und parallel Fivee Media gegründet. Ein Youtube Consulting Netzwerk für Brands, die die Generation Z ansprechen wollten. Wir haben hier eng mit Influencern zusammengearbeitet und als Full-Service Agentur Creators von Management über Videoproduktion bis hin zu Merchandising unterstützt. Die Firma haben wir dann letztes Jahr verkauft.
“Wir wollten Marken helfen, Werbung zu schalten,
die nicht peinlich ist und gut konvertiert.”
Die Story, wie mein Plutus Co-Founder Marko Kraemer und ich uns gefunden haben ist ziemlich witzig: Ein 15-Jähriger und ein 17-Jähriger – auch ein Kerl, der mit 9 Jahren schon die ersten Minecraft Sachen verkauft hat – finden sich auf LinkedIn. Wir haben uns dann schnell persönlich getroffen und es war sofort klar, dass das sowohl geschäftlich als auch freundschaftlich gut passt. Am gleichen Abend ging dann auch schon unsere Website online. Nachdem wir uns 20 Tage kannten, haben wir beschlossen, gemeinsam Silvester in Serbien zu verbringen und haben dort in zwei Wochen die Plutus GmbH gegründet.
Du warst sehr jung bei deiner ersten Unternehmung. Wie hat dein Umfeld anfangs reagiert? Gab es viele Kritiker?
Andre Braun: Ich habe sehr viele Freunde, die auch junge Gründer sind und bin negativen Reaktionen deswegen nie so wirklich begegnet, mein Umfeld hat recht positiv reagiert. Zu Beginn habe ich lange mit meinen Pflegeeltern diskutiert, aber der Businessplan hat das Übrige getan.
“Ich war fucking 14, was hätte denn passieren sollen?”
Ich denke das ist für mich eher eine Frage der Zukunft und Gegenwart, denn die Projekte werden nicht weniger. Es ist deswegen schwierig, weil dein Umfeld es mitmachen muss, wenn du 20 Stunden am Tag arbeitest und am Wochenende entsprechend schlapp bist. Es gibt dann aber auch wieder Monate im Sommer, wenn das Geschäft gut läuft und man sich zum Brainstormen für längere Zeit gemeinsam ins Ausland flüchten kann.
Was treibt dich an, so viele und immer wieder neue Projekte umzusetzen?
Andre Braun: Unsere gesamtheitliche Vision ist es, Europa zu digitalisieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir das mit unseren verschiedenen Projekten erreichen werden: von Kommunen und Städten wie Frankfurt, über Einzelhändler, Bäckereien, Fachverlage und Fahrschulen über Angebote wie Videoproduktion oder Social Media Management. In jedem der Projekte verfolgen wir das Ziel, der innovativste Anbieter zu sein.
Jede der Unternehmungen hat einen eigenen Geschäftsführer und Projektleiter, aber alle stehen hinter unserer gemeinsamen Vision. Wir wollen Europa zu dem machen, was es immer war: ein attraktiver Wirtschaftsstandort mit sicherer Lebensqualität. Das fängt damit an, dass ich in der Bahn problemlos Videokonferenzen abhalten kann und geht bis hin zur Online-Bestellung und Lieferung meines Lieblings-Bäckers um die Ecke.
Was war aus deiner Sicht dein größter Erfolg?
Andre Braun: Nicht der Verkauf von Fivee, sondern die Gegenwart. Wir haben ein wahnsinnig tolles Team mit so vielen intelligenten Menschen. Jetzt in der aktuellen Situation merken wir jeden Tag wie wir uns weiter übertrumpfen und die Agentur-Szene aufmischen. Wir wollen die deutsche Microsoft Teams Alternative werden, das erste komplett digitale Schulungsportal auf die Beine stellen und Vieles mehr. Wir haben ganz frisch eine neue, kostenfreie Corona Multi-Service App auf den Markt gebracht. Mit dieser kann man einen Slot bei einer Teststation buchen, bekommt das Ergebnis danach digital auf das Handy und kann sich damit 48 Stunden per QR-Code „ausweisen“ und so zum Beispiel Zugang zu bestimmten Events, Geschäften und Freizeitangeboten bekommen.
“Das, was jetzt kommt, ist der größte Erfolg.”
Welche Faktoren haben dafür eine Rolle gespielt?
Andre Braun: Unsere Mitarbeiter, das Netzwerk und die Kontakte. Man braucht außerdem Durchhaltevermögen und die Sturheit, das zu machen, was man möchte. Es kommt schon Mal vor, dass man ein Jahr auf der Stelle tritt, aber dann muss man weitermachen genau das Ziel weiterverfolgen, das man sich gesetzt hat.
Netzwerken ist das Wichtigste: Das Schöne am Netzwerken ist, dass du was machst, was nicht dein Business ist. Wenn du neue Leute kennenlernst, kannst du ihnen deine Vision weitergeben. Mit jedem Mal wird deine Vision besser und du lernst, ein gesundes Standing zu halten und dazu zu stehen, was du sagst.
Transparenz und Zuverlässigkeit sind enorm wichtig im eigenen Netzwerk. Wenn du rausgehst und der Meinung bist “wir sind die Krassesten und Coolsten” dann lernst du auch nie die Leute kennen, die besser sind als du. Junge Gründer sind oftmals nicht ehrlich genug und positionieren sich stärker, als sie sind. Das Schlimme ist, dass sich Kunden oft darauf verlassen.
“Macht euch nicht größer als ihr seid. Seid ehrlich und transparent, dann kommt ihr bei den Menschen besser an.”
Wenn wir diese Kunden dann anrufen, vertrauen sie uns nicht mehr und das ist schade. Jeder ist ein wesentlicher Teil der Digitalisierung. Aber leider verursachen 99% der Agenturen, die Probleme, mit denen wir jeden Tag kämpfen.
Wie hast du die richtigen Leute für dein Team gefunden?
Andre Braun: Ich war Speaker bei einerAgentur und habe mich schnell mit deren Geschäftsführer Oliver Stoldt angefreundet, der Gott und die Welt kennt. So fand ich mich irgendwann zu einem Essen in Frankfurt mit Dr. Stefan Söhngen wieder, der hauptberuflich Relationer ist. Er hat mich durchpositioniert und dadurch ist mein Netzwerk explodiert. Über diese beiden habe ich viele große Leute kennengelernt – so bin ich zum Beispiel auch regelmäßig mit Christian Lindner im Austausch.
Genau das braucht man als StartUp. Wenn du dieses Netzwerk nicht hast, kannst du es zwar trotzdem schaffen, brauchst aber 5 Jahre länger. So schnell wie sich unser Netzwerk derzeit weiterentwickelt, so schnell sind wir im Backend gar nicht.
“Gründer brauchen ein gutes Netzwerk, das gut gepflegt wird. Wenn man seine Vision nach außen trägt, kommt das gut an und wenn man einmal drin ist, kommt eins zum anderen.”
Was soll der nächste Schritt mit Plutus sein?
Andre Braun: Wir wollen den Schritt von Digitalisierung zu Automatisierung gehen. Und wir wollen neben Mittelstands-Kunden auch Kleinstunternehmen betreuen. Dafür gehen wir auch Kooperationen mit namhaften Unternehmen, wie zum Beispiel Radio Frankfurt ein, um für deren Kunden da zu sein. Wir wollen den guten Service einer Top-Agentur mit Automatisierung kombinieren. Dabei haben wir aber einen echten professionellen Projektmanager, der hinten dran sitzt. Das ist der nächste große Schritt ein Ecosystem aus vier bis fünf Plattformen bis Juni oder Juli auf den Markt bringen.
Oder planst du schon deine nächste Firma?
Andre Braun: Weitere Firmen ja, aber im Plutus Ökosystem. Unsere Vision wird uns sicherlich noch 10 Jahre auf Trapp halten, danach lassen wir uns etwas Neues einfallen.
Was mir noch besonders wichtig ist zu sagen: Wir planen aktuell keinen Exit. Wir können gar kein Exit-getriebenes Unternehmen sein, da wir aufgrund des Themas und unserer Produkte zu hohe Ausgaben haben. Aber das ist uns egal, darauf kommt es uns nicht an; wir zahlen uns auch selbst keine hohen Management-Gehälter aus.