Katja Ruhnke – Angel Investorin, Entrepreneurin bei THE GROW, Speakerin, Autorin und eine absolut beeindruckende Persönlichkeit. Wir haben mit ihr über das Thema Investments und StartUps gesprochen.
Wie bist du zu StartUp-Investments gekommen?
Tatsächlich durch Zufall. Ich wusste lange nichts Genaueres über die Thematik StartUp – außer durch „Die Höhle der Löwen“. Als mein Trauzeuge selbst ein StartUp gegründet hat, bin ich natürlich neugierig geworden.
Er hat mich dann mit auf eine Venture Konferenz genommen. Und DIE hat mein Interesse geschürt: Ich habe dort spannende StartUps und Persönlichkeiten kennengelernt. Obwohl ich mich schon immer mit Investments beschäftigt habe, war mir bis zu diesem Zeitpunkt nie die Idee gekommen, in ein StartUp – statt in Immobilien oder Aktien – zu investieren.
Das hat sich dann aber schnell geändert. 😉
Was war das Wichtigste, das du von diesem Kongress mitgenommen hast?
Ein Fazit, welches ich sofort ziehen konnte: Wir brauchen (mehr) Kapital für StartUps. Und zwar dringend! Dafür ist jedoch die Aufklärung zum Thema StartUps essenziell. Es gibt zahlreiche StartUps mit großem unternehmerischen Potenzial, deren Ideen und Visionen es wert sind entwickelt zu werden.
Darum müssen für potenzielle Investor:innen grundlegende Fragen geklärt werden:
- „Was leisten StartUps?“
- „Was sind StartUp Unicorns?“
- „Warum braucht es StartUps?“
…
StartUps machen unsere Welt meiner Meinung nach effizienter und besser. Sie setzen auf neue Technologien, Innovationen und lösen aktuelle Problematiken.
Meine Ziele in Bezug auf StartUps habe ich daher klar festgehalten:
Ich will…
- …inspirieren, sich mit dem Thema StartUps zu beschäftigen
- …dass mehr Menschen in StartUps investieren
Das Thema Nachhaltigkeit ist für dich auch ein großes Thema?
Meine Schwester Conny und ich machen Impact Investments. Impact Investments bieten einen Mehrwert für die Welt, den Klimawandel und den Kampf gegen die Umweltverschmutzung.
Wie man im Bereich Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsförderung wirklich ein Umdenken schafft?
Nicht durch bloße Verbote, nein, sondern durch neue Technologien und Herangehensweisen können wir die Leute catchen. Ganz nebenbei ist das aus meiner Sicht der neue große Wachstumsmarkt der nächsten Jahrzehnte.
Es ist wichtig, bessere Produkte zu bauen. Umweltfreundlichere Produkte, mit denen wir Probleme in der Welt effektiv lösen können. Wir können hier eine Vorbildrolle einnehmen für Länder, die an der Schwelle zum Industriestaat stehen. Wir können zeigen, wie es richtig geht und ihnen gute und alternative Produkte zur Verfügung stellen!
Hast du hier ein Beispiel für uns?
Ja, das Thema Plastik wäre ein gutes Beispiel. Eigentlich sollten wir mehr und mehr auf Plastik verzichten, doch die Realität ist eine andere: Der prozentuale Verbrauchswert von Plastik steigt leider jedes Jahr um 20%! Es ist an der Zeit, dass alternative Produkte marktfähig werden und ihren Einsatz finden. Unternehmen, die sowas schaffen, sind solche, die wir fördern, unterstützen und groß machen müssen.
Das Problem hierbei ist jedoch, dass große Firmen oft nicht die Ressourcen für die Entwicklung ökologischerer Alternativen bereitstellen. Aber weder können wir als Gesellschaft darauf verzichten, noch können wir es uns als Wirtschaftsstandort leisten, hier nicht bestmöglich voranzugehen und uns zu profilieren.
Wir als Vorreiter können Nachhaltigkeit schaffen und erreichen.
Du kennst sicher auch das Phänomen „Greenwashing“
Kurzer Einschub:
Greenwashing ist die kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf abzielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und zugleich verantwortungsbewusstes Image zu verleihen – ohne dass es dafür ausreichend Grundlage gibt.
Wenn du selbst in nachhaltige und innovative Produkte investierst, hast du wesentlich bessere Einblicke und stärkeren Einfluss auf das Geschehen.
Ein kleines Beispiel:
Ein Produkt, das wertvoll für unsere Umwelt ist und einen deutlichen nachhaltigen Mehrwert bietet wird eingeführt. Es wird von Anfang an breit gestreut, gewinnt Interesse, Aufsehen und Ansehen. Andere, ähnliche Produkte werden dahingehend verbessert, um mit diesem innovativen neuen Produkt mithalten zu können.
Der „Wettkampf um mehr Nachhaltigkeit“ sorgt für die Verbesserung bestehender und Einführung weiterer nachhaltiger Produkte.
Im Moment ist jede Menge Bewegung zu sehen, es gibt zahlreiche Entwicklungen und Fortschritte. Allerdings ist es ein langwieriger Prozess, um einen konkreten Wandel zu schaffen. Man muss an einem Punkt ansetzen und immer weiter, immer vorwärts gehen – hin zu einer besseren, einer nachhaltigeren Welt.
Wir in Deutschland müssen hier die Vorbildrolle einnehmen. Jeder der kann, sollte auch mitmachen und seinen Teil beitragen. Das kann ich nur immer wieder betonen.
Was sagst du zum breiten Bild an Investments?
Jeder von uns kennt doch „Die Höhle der Löwen“. Ein kleiner Kreis an Investoren, die Geld und Netzwerk bieten und StartUps groß machen wollen. Dadurch wird jedoch suggeriert, dass man als Investor CEO von drei DAX Konzernen sein muss, einen eigenen Home-Shopping Kanal besitzen oder Millionen von Euro investieren muss. Das sind utopische Vorstellungen – und wenn man es mal genau betrachtet – absolut falsche Bilder.
Von Investorenseite her resultiert die Scheu vor StartUp-Investments häufig aus fehlendem Wissen ÜBER StartUps. Würden all die vielseitigen und umfassenden Möglichkeiten durch StartUps offengelegt und erklärt, sähe das Ganze vermutlich ganz anders aus.
Man benötigt nicht immer eine Unmenge an Geld.
Es geht vielmehr um Expertise und Kontakte. Das „Investoren Dasein“ ist keine verschlossene Welt. Jeder, der über Kapital verfügt, das über die Altersvorsorge hinausgeht, kann ein Teil davon werden. Klar, ist es risikoreicher, aber die Chancen sind auch umso größer. Ein weiterer Mehrwert: der gesellschaftliche Hebel. Es macht unglaublich viel Spaß, von Anfang an bie neuen Dingen dabei zu sein und an vorderster Front zu unterstützen.
Welche Erfahrungen hast du selbst gemacht?
Der Einstieg ist immer unterschiedlich
Investments in StartUps sind abhängig von der Phase, in der man investiert und selbstverständlich auch vom Geschäftsmodell.
Je nachdem in welchem Entwicklungs- und/oder Vertriebsschritt sich das StartUp befindet kann sich das Investment von 10.000€ bis hin zu 500.000€ oder mehr belaufen. Je früher man investiert, desto kleiner ist der benötigte Betrag.
Es kommt auf die Branche an
Man kann auch zwischen den verschiedenen Unternehmensbranchen differenzieren. So sind E-Commerce Investments einfacher als Invests in komplexe IT B2B Services. Bei Zweiteren werden nämlich häufig viele Entwickler, neue Technologien oder auch teure Hardware benötigt.
Wir brauchen mehr Investorinnen und Gründerinnen
Ein weiterer Punkt, den ich noch erwähnen möchte, ist die Gender Equality im Bereich Investments. Denn die lässt wirklich zu wünschen übrig.
In Deutschland liegt die Zahl der weiblichen Business Angel bei lediglich knapp 8%. Frauen sind also stark unterrepräsentiert in diesem Bereich.
Conny und mich kennen nach nur 2 Jahren wirklich viele Menschen – besonders, weil es außer uns eben nur sehr wenige weibliche Investoren gibt. Von unseren Investoren-Kolleginnen sind auch nur ganz wenige sichtbar und treten mit ihren Investments in die Öffentlichkeit. Das möchte ich sehr gerne ändern!
DENN: Es wird nur mehr Gründerinnen geben, wenn es mehr Frauen gibt, die investieren.
Leider ist eben auch die Zahl der Gründerinnen in Deutschland sehr niedrig: nur 16% der StartUps werden von Frauen gegründet. Das ist ein Thema, in das wir eindeutig Kraft, Zeit und Geld investieren müssen. Um einen wirklichen Wandel hin zu mehr Gender Equality und Gleichberechtigung zu schaffen.
Aus diesem Grund habe ich mein Buch „Female Money- Wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln“ geschrieben. Mir ist es ein großes Anliegen Frauen für Startups zu begeistern und über die Startup Investments aufzuklären. Denn mein (berufliches) Leben wurden durch meine Tätigkeit als Angel Investorin enorm bereichert und diese Chance sollte jede Frau haben.
Sind digitale Plattformen wie SalsUp wichtig?
Die professionalisierte Form der Vernetzung wie bei SalsUp ist genau der richtige Weg.
Kalte Kontakte knüpfen ist nämlich absolut nicht leicht! Die Koppelung von Investoren und StartUps ist superwichtig – genau wie die Präsentation der riesigen Spannbreite an StartUps, die wir haben. Damit man auch als Firma oder Investor mal sieht, was alles möglich ist!
Die Plattform für StartUps, Firmen und Sals Angels ist eine unglaublich tolle Option zum Netzwerken, zur Schaffung Kooperationen und um StartUps im Allgemeinen voranzubringen und zu unterstützen.
Warum bist du Entrepreneurin bei THE GROW?
Weil mich THE GROW begeistert! Der Drive der beiden Chairmen Bernhard Schindler und Gerold Wolfarth andere zu Vernetzen und zu Supporten ist einfach genial! Mir gefällt es, dass es nicht nur so ein „Kaffeekränzchen-Club“ ist, sondern ein Club, der gemeinsam etwas bewegen und einen Mehrwert schaffen will.