Wir haben mit Dipl.-Kfm. Dipl.-Ing. Mossadegh Hamid über sein Unternehmen DIMAH, die Entwicklung von „Markenräumen“ und spannende Themen rund um Digitalisierung & Innovation gesprochen.
Wie sind Sie zu Ihrer Branche gekommen?
Ich komme aus einer Generation, in der man immer zu den Eltern aufschaut und sich an ihnen orientiert, wenn man auf Berufssuche ist. In den 60er- und 70er-Jahren habe ich meine Karriere gestartet. Zu dieser Zeit war es gang und gäbe, dass die Eltern mit aussuchen. Erst mit 40 war mir klar, dass Kreativität und Gestaltung eher meine Welt sind.
Ich habe meinen Ingenieur gemacht, anschließend dann den Diplomkaufmann. Durch einen Zufall bin ich daraufhin auf das Thema Messen gestoßen. Messestände gestalten, Bühnen schaffen, auf denen Unternehmen ihre Produkte präsentieren können. DAS hat mein Interesse geweckt. Die kurzen Intervalle, die Dynamik – man wird jede Woche neu herausgefordert.
Wie sehr hat Corona Sie gefordert? Wie haben Sie reagiert?
Die Euroshop-Messe in Düsseldorf ist immer der Zenit unserer Aktivitäten. Auch 2020 WÄRE diese wieder wahnsinnig erfolgreich geworden – wenn Corona nicht dazwischengekommen wäre. Das erste Jahr konnten wir gut überbrücken durch unsere Stammkunden und laufende Verträge. Die Produktion musste jedoch in Kurzarbeit und wir waren zum Teil auf die staatlichen Zuschüsse angewiesen.
Im März und April 2020 haben wir dann nach Chancen und Lösungen gesucht. Hier war Innovation gefragt. Wir haben verschiedene Themen ausgesucht und uns überlegt, welche Service-Leistungen wir anbieten können, um Verluste zu kompensieren.
- Interieur, Ladenbau & Markenräume: Es war der ideale Zeitpunkt hierfür. Wir haben ausreichend Anfragen bekommen und sogar externe Dienstleister/Handwerksbetriebe beauftragt, um die Aufgaben umzusetzen und Regularien einzuhalten.
- Wir haben zudem ein eigenes Möbel-System mit Corona-Schutzelementen gestaltet, welches wir zum Kauf anbieten konnten.
- In den letzten Monaten haben wir dann ein neues Geschäftsmodell entwickelt, welches 2022 vorgestellt wird. Man darf gespannt sein! Die Umstellung hat uns auch intern geholfen, uns neu zu organisieren.
Alles in allem haben wir Chancen gesehen, anstatt zu resignieren.
Was macht einen guten „Markenraum“ aus. Was verstehen Sie darunter?
Die Produkte auf dem Markt sind immer vergleichbarer geworden. Audi, BMW und Mercedes zum Beispiel werden weltweit gebaut und haben Konkurrenten aus der ganzen Welt. Ein Auto bringt mich von A nach B. Die Marke jedoch hat immer eine besondere Bedeutung.
Man identifiziert sich mit einer Marke und will sich damit wohl fühlen. Darum entscheidet sich der Mensch auch häufig für Produkte, die der eigenen Persönlichkeit entsprechen.
Die Marke spielt auch im Unternehmen eine große und wichtige Rolle. Die Frage ist hier: Wie können wir diese Marke darstellen – und daraus einen Raum erschaffen? Der Raum muss die Marke sichtbar machen. Es kann sich um ein komplettes Gebäude oder Schulungs- bzw. Ausstellungsräume im Gebäude handeln. Schon von außen soll sie erkennbar sein. Innen hingegen muss man die Marke wirklich fühlen. Das ist die Nische, auf die wir uns spezialisiert haben.
Im ersten Schritt muss man dafür die Marke verstehen, alles erfassen, was zu ihr gehört und das anschließend architektonisch umsetzen. Um eine Marke sichtbar zu machen, braucht man bestimmte Fähigkeiten und Instrumente, die wir uns angeeignet haben.
Was war bisher Ihr größter beruflicher Erfolg?
Ein Beispiel wäre die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH. Eine Marke für Sicherheit im Luftraum. Das ist ein wichtiges und großartiges Unternehmen. 4 Jahre lang haben wir für die DFS unser Konzept umgesetzt und mehrere Awards dafür gewonnen. Diese Anerkennung tut gut und freut uns immens.
Auch für den Messeauftritt unseres langjährigen Kunden, der SMC Deutschland GmbH, einem führenden Hersteller, Partner und Lösungsanbieter für pneumatische und elektrische Automatisierungstechnik, haben wir einen internationalen Award erhalten.
Ein weiteres Beispiel ist die Organisation und Durchführung der „Balance-Ausstellung“ für die GEK in Schwäbisch Gmünd, eine Roadshow mit über 1 Million BesucherInnen. Sie war ursprünglich nur für 1 Jahr gedacht, wurde aber dann aufgrund des großen Erfolgs 8 Jahre lang wiederholt.
Zudem präsentieren wir Nordrhein-Westfalen durch unsere Zusammenarbeit mit der NRW. Global Business GmbH international. Das war eine große Ausschreibung, die wir gewonnen haben. Zum ersten Mal hat damit ein Unternehmen, das nicht aus NRW kommt, den Zuschlag erhalten. DIMAH war dafür bereits in Barcelona, Paris, Südfrankreich – also europaweit – unterwegs.
Welche Trends zeichnen sich ab?
Digitalisierung
Der Vorteil der Länge der Pandemie ist für uns, dass die Menschen dachten, Messen seien easy online abhaltbar. Wir haben jedoch schnell gemerkt, dass das gar nicht dem Wunsch der (potenziellen) Kunden entspricht. Es wurde zu viel online durchgeführt, was für eine Übersättigung an digitalen Angeboten gesorgt hat. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den direkten Kontakt. In der Gruppe kann sich der Mensch entwickeln.
Die Lösung ist ein Hybrid – Messen, die gleichzeitig analog und digital stattfinden. Mit der Digitalisierung haben wir uns bereits die Jahre davor intensiv beschäftigt. Wir gehörten zu den wenigen Unternehmen, die bereits bei Konzeptpräsentationen den Kunden in die virtuelle Welt mitgenommen haben. Wir haben dies mithilfe professioneller Software weiter optimiert. Damit bleibt das Erlebnis Markenraum für immer erhalten. Wir können Projekte digital bereits zu 100% identisch zu dem, was wir später konstruieren werden, sichtbar machen und virtuell Details anpassen.
Digital gesehen hat uns die Krise also weiter nach vorne gebracht.
“Mit jeder Digitalisierung hat der Mensch weniger Zeit. Ich muss meinen Mitarbeitern inzwischen verbieten, am Wochenende zu arbeiten, weil sie 24/7 verführt sind, zu arbeiten und zu optimieren.”
Problem: Den Fachkräftemangel spüren wir leider sehr. Projektleiter, Designer, Architekten, Bauzeichner – uns fehlen Menschen mit den richtigen Qualifikationen.
Sind „Messen“ ein sterbendes Thema?
Die Digitalisierung wird Messen nicht ersetzen.
Wir in Deutschland belegen aktuell Platz 1 im Bereich Messen auf der ganzen Welt. Jedoch müssen wir aufpassen, dass wir von anderen Ländern nicht überholt werden. Das internationale Publikum muss angezogen und begeistert werden.
Messen sind ein wichtiges Portal zur Präsentation deutscher Produkte auf der ganzen Welt. Genau dafür brauchen wir Messebau, Messespezialisten und Werbeträger in dreidimensionaler Form.
Was bedeutet für Sie Innovation?
Jedes Konzept ist eine Innovation. Innovation ist das Schaffen von Neuem. Ich versuche oft meine Perspektive zu ändern und Dinge zu sehen, die man sonst nicht sieht. Häufig versuche ich herauszufinden, ob man aus etwas bereits Bestehendem etwas Neues schaffen kann.
Hier würde ich auch gerne unseren SPINit! anführen. Der SPINit! Ist ein Präsentationsmöbelstück – und ein wahrer Verwandlungskünstler. Er fungiert ideal als Markenbotschafter für temporäre Installationen in Räumen, auf Messen und Veranstaltungen und besticht durch Eleganz, Leichtigkeit und kompromisslose Funktionalität
Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und qualitativ hochwertige, maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden: All das sind Themen, die uns bei DIMAH – und mich persönlich – beschäftigen.
Last not least möchte ich bei dieser Gelegenheit bekannt geben, dass Herr Dipl. Ing. Architekt Jonas Scholz, der DIMAH bereits seit über 10 Jahre begleitet und für den Bereich Architektur, Design und Innovation bis heute hervorragendes geleistet hat, auch die Verantwortung als Geschäftsführer ab Januar 2022 übernimmt. Also Ihr Ansprechpartner für die Zukunft.