Weil ihm das Thema und die Aufklärung darum sehr am Herzen liegt, haben wir mit Joachim Schober, Geschäftsführer des Autohaus Schober in Velden, über die Wasserstoff-Technologie gesprochen.
Wie sind Sie auf das Thema Wasserstoff gestoßen?
Als TOYOTA-Händler ist es einfach in das Thema reinzukommen. Toyota setzt auf eine sehr nachhaltige Philosophie und ist meines Erachtens der einzige Konzern, der global agiert und nicht das schnelle Geld sucht. Es wird darauf geachtet, dass das Produzierte im Einklang mit Mensch und Natur steht. Bereits 1997 wurde entgegen dem Mainstream „größer, schneller, stärker“, das erste hybride Serienfahrzeug vorgestellt, welches Bremsenergie nicht vergeudet, sondern auffängt. Dadurch hat man weniger Verbrauch und weniger Verschleiß.
2015 gab es das erste Wasserstoff-Auto. Das fand ich cool, fragte mich aber, „wo tankt man damit überhaupt? Und vor allem: wie komme ich an grünen Wasserstoff? Denn nur der macht wirklich Sinn“. Ich habe dann in und um Landshut im Verein „Initiative Wasserstoff Region Landshut e.V. schnell Köpfe gefunden, sie sich auch für das Thema interessieren. Somit haben wir HyBayern, die erste Wasserstoff-Region mitgegründet, welche bis zu 20 Millionen Euro Fördermittel vom BUND zugesagt bekommen hat.
Warum ist Wasserstoff in Ihrem Auge die beste Lösung?
Stellen Sie sich vor, Sie sollten mehr Fliegen, mehr Fahren und mehr Energie verbrauchen, weil es gut für die Umwelt ist – genau das ist das Interessante am grünen Wasserstoff, der idealerweise hauptsächlich aus Salzwasser gewonnen wird! Ich bin deswegen überzeugt, weil Wasserstoff unser großes Klima- und nebenbei noch viele weitere Probleme lösen kann. Aber fürs Klima muss es schnell gehen. Wir müssen umsteigen und wir können das Energieproblem lösen – es ist alles in Hülle und Fülle da und keine Frage von Wirkungsgraden und Effizienz. Wir müssen es nur wollen und ganzheitlich denken.
Was sagen Menschen vom gegnerischen Lager?
Die „Batterie-Elektrischen“ Menschen, die von der Tesla- und von VW-Strategie überzeugt sind, stellen den Wasserstoff als „für den Pkw Unsinn“ dar. Warum? Weil beim Einspeisen von Photovoltaik-Strom in Batterien eine extrem hohe Effizienz mit einem Wirkungsgrad von 80-90% vorliegt. Und das ist super, das stimmt. Wenn ich 2021 entscheide, was für mich das beste Auto ist, dann kaufe ich ein Batterie-Auto. Aber wenn ich meine Scheuklappen aufmache, dann erkenne ich: nicht nur ich brauche eine Batterie, sondern alle anderen Autofahrer auch. Wenn wir die rund 1,4 Milliarden Fahrzeuge weltweit von jetzt auf gleich auf Batterie wechseln könnten, dann stelle ich schnell fest, dass die Ressourcen der Erde dafür nicht wirklich komfortabel reichen. Dazu bräuchten wir eine zweite Erde. Kurzfristig ist das der Bessere und „geldige“ Weg. Aber meine Aufgabe sehe ich darin, für die Zukunft zu denken. Wir müssen allerspätestens bis 2050, besser noch deutlich früher klimaneutral sein. Damit meine ich nicht nur mich, oder Bayern, oder Deutschland, sondern die Welt. Wenn das passieren soll, wird Umstellung nicht auf Verzicht fußen können. Der Energiekonsum muss skalierbar sein und positive Konsequenzen haben.
Außerdem widersprechen sich die Batterie-Mobilisten meines Erachtens selbst. Unisono hört man: „Für den Pkw ist Wasserstoff Unsinn, für Züge, Lkws, Flugverkehr, Industrie sei Wasserstoff die Zukunft“. Nun frage ich Sie: Wenn z.B. die Industrie mit Wasserstoff als Energieträger arbeitet, muss doch der Preis von grünem Wasserstoff mit z. B. dem von Erdgas pari geworden sein, oder? Und wenn das so ist, gibt es doch Wasserstoff an jeder Ecke. Und warum soll ich dann hergehen und ein Batterieauto an einem Wasserstoffspeicher laden? Dann tanke ich doch gleich Wasserstoff!
Es ist also alles eine Frage der Skalierung und des Zeitpunktes der Betrachtung.
Wie kann die Zukunft durch Wasserstoff besser sein?
Die Effizienz von Wasserstoff ist nur etwas besser als bei fossilen Brennstoffen, aber das ist nicht das Thema. Ich muss auch sehen, was mit zur Verfügung steht. Fakt ist: 70% unseres Planeten sind Wasser. Das meiste davon Salzwasser, das wir nicht nutzen können.
Mit der Sonnenenergie, die in nur drei Stunden auf die Erde strahlt, kann ein Jahr des kompletten Energiebedarfs der Menschheit gedeckt werden. Sie ist ein unerschöpflicher Energielieferant und Wasser ist das schier unendlich vorhandene Medium, in das zerstörungsfrei gespeichert werden kann. Bereits ein kleiner Fleck auf z.B. der äquatorialen Wüstenfläche der Erde voller Photovoltaik würde also reichen, um die Menschheit mit Energie zu versorgen. Nicht nur die Mobilität, sondern ganzheitlich.
Wenn wir Sonnenenergie in Wasser speichern, würden die Wüstenstaaten profitieren. Beim Nutzen des Wasserstoffes wird Trinkwasser als Abfallprodukt in den Boden tropfen – die Wüste wird grün. Somit beugt man nicht nur Klimaflüchtlingen vor, sondern erschafft einen neuen Wirtschaftszweig für sonnenreiche aber meist wirtschaftlich arme Regionen. Auch politische Stabilität ist ein positiver Nebeneffekt: Bisherige Erdöl-Lieferanten können den günstigsten und somit wettbewerbsfähigsten grünen Wasserstoff produzieren.
Bei der Produktion von Wasserstoff aus Salzwasser entstehen Sauerstoff, Wasser und Salz als „Abfallprodukte“. Den Wasserstoff verkaufe ich in die Welt und habe einen unendlichen Speicher für regenerative Energie. Das Salzwasser verbrauche ich nicht, sondern teile es, wodurch Trinkwasser entsteht, das Salz kann als Gewürz genutzt werden und das Wasser, das beim Verbrauch ausgestoßen wird, tut der ohnehin von Hitze geplagten Umwelt gut. Fliegen wäre gut, weil die Flieger das Wasser nicht zuletzt über trockenen Regionen und Wüsten verteilen würden. Und das war noch nicht alles: der reine, entstandene Sauerstoff könnte in die Meere zurückgeleitet werden. Das gesamte Ökosystem, Korallen und Fische freuen sich, das Meer kann wieder mehr CO2 aufnehmen. Was Viele nicht wissen: das Meer ist der größte CO2 Absorbent – noch vor den Wäldern- aber es ist zu sauer, was auch der Unterwasserwelt zunehmend schadet.
„Wir könnten es tun, jetzt und gleich – deswegen möchte ich die Infos in die Welt tragen.“
Wer ist in der Verantwortung, damit das Realität wird?
Die Politik ist abhängig von Wählerstimmen. Und wer sind die Wähler? Das Individuum, Sie und ich. Wir hatten noch nie die Möglichkeit, 8 Milliarden Menschen zu vernetzen. Jetzt über das Internet aber schon, da ist alles möglich. Der Konsument entscheidet, welche Philosophie er unterstützt.
Trends kommen schnell, wenn man entsprechend konsumiert. Denken Sie nur an plastikfreie Verpackungen oder Bio-Lebensmittel. Die Nachfrage regelt den Markt und wir haben die Verantwortung. Die Politik regelt im Nachgang, aber der Konsument steuert. Wenn ich etwas kaufe, muss ich hinter die Kulissen gucken und mich fragen „will ich das?“. Man muss weg vom Hier und Jetzt. Dem Nachbarn und mir selbst zu helfen, bringt es nicht, sondern man muss alles global und für die Zukunft betrachten.
Was ist Ihre Vision für die nächsten Jahre?
Ich arbeite seit 6 Jahren an einem Projekt: das erste klimaneutrale Autohaus der Welt, dass sich nur über Sonnenenergie versorgt. Weg von jeder Stromleitung. Es ist ein Inselprojekt und sehr schwierig, da einiges an Energie benötigt wird. Die zentrale Herausforderung ist die Finanzierung, mein Beitrag dazu ist, dass ich mich nicht scheue, alles auf eine Karte zu setzen. Meine finanzielle Existenz liegt in diesem Projekt. Warum ich das mache? Menschen brauchen ein Beispiel, um zu sehen, was möglich ist.
Mein Ziel ist es, zu ermöglichen, dass nicht nur mein Firmen-Gebäude durch Sonnenenergie autark ist, sondern zusätzlich für die Mobilität 500.000km klimaneutral zurückgelegt werden können. Rein aus der Kraft des Gebäudes. Wären alle Gebäude wie „HySchober“ – so der Name – dann wäre die Welt klimaneutral.
Es ist ein zentrales Schaufenster-Projekt der HyBayern Wasserstoff-Modellregion der Landkreise Landshut, Ebersberg und München.
„Wenn die richtigen Menschen, mit dem richtigen Mindset zusammentreffen, dann entsteht Magie und nichts ist mehr unmöglich.“