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22. Juni 2022

BAUMA – farbenfrohe Tradition aus dem Berchtesgadener Land

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70 Jahre BAUMA-Tradition „Made in Germany“.

Wir haben im Interview mit Philipp M. Bauer, Geschäftsführer der BAUMA Maßstabfabrik, über sein Unternehmen, die Wichtigkeit von „Made in Germany“ und die spannenden Aspekte Digitalisierung & Innovation gesprochen. BAUMA ist ein inhabergeführtes, mittelständisches und unabhängiges Unternehmen mit ca. 80 Mitarbeitern. Ihre Produkte – hergestellt aus deutschem Holz – können individuell an jeden Kundenwunsch angepasst werden und erhalten so ein einzigartiges Design.

Wie sind Sie zu Ihrer Branche gekommen?

Wir sind ein Familienunternehmen, welches ich bereits in 3. Generation führe. Mein Großvater wollte eigentlich nach dem Krieg ein Betonwerk in München aufbauen. Wie es aber oft im Leben läuft, kam alles anders.

Nach den Gründungsjahren und dem Aufbau einer Maßstabproduktion hat ihn die Gemeinde eines Tages gebeten, eine ältere Dame nach Laufen zu fahren – was er auch getan hat. Erfolgreich abgeliefert, ist er dann in Laufen zum Wirt, wo noch alles, was Rang und Namen in einer Gemeinde hatte, versammelt war. Bürgermeister, Pfarrer – alle waren vor Ort und haben meinen Großvater von ihrer Gemeinde Laufen überzeugt.

Dort zog er anschließend – erst mit einem Zweitwerk, später aber mit dem Hauptwerk – hin. Mein Vater hat den Standort ausgebaut und zudem als Schwesterwerk auch in Österreich zu seiner Zeit die modernste Maßstabfabrik der Welt aufgebaut. 

Hatte die Pandemie Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?

Die ersten beiden Jahre nur positive. 2020 und 2021 waren unsere beiden stärksten Jahre in der Geschichte der Bauer Maßstabfabrik (BAUMA). 2022 wird das Ergebnis nochmals gesteigert. BAUMA gilt in unserer Branche als das am schnellsten wachsende Unternehmen.

Unsere Produkte sind sehr gut, unser Service noch besser, aber wir haben nicht vergessen, woher wir kommen. Seit einigen Jahren sind wir auch in Asien aktiv und seit Anfang des Jahres haben wir Büros in Südamerika eröffnet. Als Marktführer bieten wir unseren Kunden das größte Sortiment der Branche und unsere Firmencredo „Color your business“ machen wir mit 22 Grundfarben ebenfalls alle Ehre. Aktuell kämpfen wir aber auch sehr mit dramatisch gestiegenen Rohstoffpreisen und vielen krankheitsbedingten personellen Ausfällen. Aber das bekommen wir mit Sicherheit in den Griff.  

Was ist das Besondere an Ihren Produkten?

BAUMA fertigt in Deutschland,

BAUMA ist bunt (wie gesagt, 22 Grundfarben ab einer Bestellmenge von 200 Stück inklusive Druck),

wir bieten die schönsten Drucke der Branche und vor allem ist

BAUMA flexibel.

Wir stellen uns auf die Wünsche unserer Kunden ein und lassen vor allem auch niemanden in Stich. Wenn ein Kunde zum Beispiel kurzfristig Ware benötigt, obgleich er normal länger darauf warten müsste, dann kommen wir dem nach. Und wenn es auch nur eine Teillieferung ist – wir sind da.

Mein Vater hat vor vielen Jahren den beliebtesten Maßstabbeschlag – einen patentierten 90° Winkelbeschlag – erfunden, welcher DER beliebteste Beschlag im Handwerk ist und jährlich millionenfach bezogen wird. 

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Welche Trends zeichnen sich ab? Wie reagieren Sie drauf?

Der Maßstab selbst ist ein bewährtes Produkt und richtig viel Neues kommt dabei nicht mehr hinzu. Wo sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat, waren die Drucke. BAUMA war die erste Firma der Branche, welche Bilddrucke auf den Markt gebracht hat und auch heute noch haben wir den Anspruch, die modernste, beste und leistungsstärkste Druckabteilung der Branche zu haben. Unsere hochmodernen Highend-Drucker realisieren nahezu ALLE Druckwünsche und viele Kunde wechseln auch deshalb zu BAUMA. 

Welche Märkte sind für Sie besonders wichtig und warum?

Der Meterstab wird leider nicht in allen Märkten der Welt genutzt. In vielen Ländern dominieren Rollbandmaße. Diese bietet BAUMA seit einigen Jahren auch an, doch unsere Tradition verbindet uns natürlich mit den Meterstäben.

Diese sind in Nord-, Ost- und Zentraleuropa sehr verbreitet. Sehr wichtig ist auch der deutschsprachige Markt für uns. In diesen Ländern ist der Meterstab als Messwerkzeug, aber auch als Werbegeschenk sehr wichtig.

Es gibt unterschiedliche Handwerksbereiche, sodass ein Meterstab nicht gleich ein Meterstab ist. Da hängt dann vieles von den unterschiedlichen Beschlägen ab. Manche wünschen auch einen Kunststoffmaßstab.

Nicht nur klassische Baufirmen oder die Baumärkte und Fach- sowie Großhandel zählen zu unseren Kunden, sondern zum Beispiel auch Fußball- und Sportklubs, die Automobilindustrie, Speditionen, Möbelhäuser, Lebensmittelhersteller und viele mehr. Die Liste ist lang und BAUMA beliefert in allen Bereichen und Größen das who-is-who.

Welchen Wert hat „Made in Germany“ heute noch?

Sehr großen und das ist ein wichtiger Faktor. Im Ausland sowieso, aber auch in Deutschland. Und in jeder Krise doppelt, da man sich dabei immer wieder besinnt und sensibler wird. In unserer Branche sind wir nur noch 2 Unternehmen, die in Deutschland Meterstäbe fertigen.

Als mein Vater die Firma übernommen hatte, waren es noch 36 Unternehmen.

Arbeitsplätze im eigenen Land zu schaffen und zu halten ist meiner Meinung von großer Bedeutung.

„Global denken, regional handeln“ – das ist für mich essenziell.

BAUMA unterhält auch Werke im Ausland, obgleich wir dort verstärkt den lokalen Markt bedienen wollen, da die Lieferzeiten oftmals zu lange wären. 

Was verstehen Sie unter „Color your business“?

BAUMA bietet bei den Meterstäben 22 Grundfarben, welche die Kunden bereits ab Kleinmengen bei uns bestellen können. Bei 8 Farben bieten wir exakt die gleichen Farben auch bei den Bleistiften, Cuttermessern, Wasserwaagen und Rollbandmaßen an.

D.h. das (Klein-)Unternehmen bekommt als Werbemittel in seiner Firmenfarbe – genau abgestimmt natürlich – Maßstab, Stift und Cuttermesser sowie ggf. auch die Wasserwaage und optional zum Meterstab das Rollbandmaß. Alles aus einer Hand. Unsere Mitbewerber sind hier sehr viel „blasser“ unterwegs (lacht). 

Witzig dabei ist (wahre Geschichte), dass ich mir ursprünglich „Color your life“ als Slogan überlegt hatte. Kurz bevor ich das zu meinem Firmenslogan machen wollte, kam jedoch SAT 1 damit im Frühstücksfernsehn. Dann wollte ich es nicht mehr nutzen. Doch „Color your business“ passt meiner Meinung nach dann ohnehin viel besser. 

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Wo genau findet Digitalisieren in Ihrem Unternehmen Einzug?

Natürlich in den Arbeitsabläufen. Viele Abteilungen – wie zum Beispiel die Druckabteilung – arbeiten prinzipiell schon zu 100% digital. Nun sind wir dabei, unsere Firma komplett papierlos zu machen. Das gelingt noch nicht zu 100%, aber größtenteils sind wir es schon. Wir haben unseren Papierverbrauch um ca. 70% reduziert. Wenn ich mich daran erinnere, dass wir jedes Jahr 80.000 Blatt Briefpapier benötigt hatten – puh, da hat sich schon einiges getan. 

Vor der Digitalisierung verschließen sich die Unternehmen nicht. Auch BAUMA nicht. Im Gegenteil. Aber in den ländlichen Gebieten fehlt es leider immer noch sehr an der entsprechenden Infrastruktur. Unser schnellstes Internet hatten wir mal für eine Woche, als bei Baggerarbeiten die Hauptkabel im Ort getrennt worden sind und wir mit einem kleinen Router Internet aus Österreich bezogen haben. Das ist nun 7 Jahre her. Leider traurig, dass hier die Regierung im Schneckentempo vorangeht und das Ausland – auch all unsere Nachbarn – uns um Welten voraus sind. 

Was bedeutet für Sie Innovation?

Innovation ist mit einer der wichtigste Punkt, warum BAUMA heute weltweit an der Spitze der Branche steht.

Stillstand ist Rückschritt und speziell in schwierigen Zeiten darf man nicht stehen bleiben. Es gibt nur eine Richtung und die ist nach vorne – und das so schnell wie möglich. Arbeitsprozesse müssen ständig optimiert werden, die Technologien werden beständig erneuert und auch man selbst muss seine Denkweise immer wieder reflektieren.

Als erfolgreiches mittelständisches Unternehmen darf man auch nicht starr an die Märkte herangehen. Erfolg heißt auch, sich immer wieder neu zu erfinden. Das zeigen uns vor allem Krisen. Warum haben wir selbst in den Krisenzeiten Rekordgewinne, während andere Unternehmen in unserer Branche sehr kämpfen?

Wofür brennen Sie neben Ihrem Job?

Für mich ist die Familie das A und O. Aber auch der Sport und gutes, wertvolles Essen. In diesem Zusammenhang natürlich auch der ein oder andere gute „Traubensaft“ (lacht). Mit Traubensaft meine ich einen schönen Rioja oder Chablis. Alle harte Arbeit der Welt ist es nicht wert, wenn man sein Leben nicht mit gewissen Freuden abrunden kann. Dazu zählen für mich die oben genannten Punkte maßgeblich. Meine Frau, meine Eltern, meinen Sohn, Sport, Gesundheit, gutes Essen und Trinken und ein schönes Zuhause – dafür brenne ich neben meinem Job neben meiner Firma. 

Was wünschen Sie sich von Wirtschaft & Politik?

Oh, das ist eine spannende Frage. Wie viele Seiten haben Sie für mich eingeplant? (lacht).

Primär vermisse ich sehr, dass das Unternehmertum in Deutschland kein Gehör hat. Wir werden immer mehr als Feindbild betrachtet und als Geldschöpfungsmaschine. Wir ersticken in Bürokratie und wir haben in allen Bereichen den Anschluss schon längst verloren. Die Politik nimmt auf zu viel Einfluss, versucht zu viel zu regulieren, verschleudert Milliarden an Geld für stupide Dinge und versäumt es, den Mittelstand als DIE Säule der deutschen Wirtschaft zu stärken.

Wir haben leider nur unqualifiziertes „Personal“ an der Macht, anstatt die jeweiligen Ämter mit Profis zu besetzen. Das Wirtschaftsministerium sollte ein erfolgreicher Unternehmer führen. Der Bundesgesundheitsminister sollte ein Arzt sein und der Verteidigungsminister zum Beispiel ein gedienter und erfolgreicher General.

Wir müssten zudem auch wieder darauf achten – trotz aller Hilfsbereitschaft gegenüber Ländern, die unsere Hilfe benötigen – mehr auf uns selbst zu schauen. Unsere Gemeinden sind pleite, unsere Brücken marode, unser Schulsystem nicht mehr zukunftstauglich. Es gibt so viele Baustellen und nichts tut sich bei uns. Die Steuerlast für unsere Angestellten ist viel zu hoch. Dabei wird aber immer nur auf die Unternehmen gezeigt. Stichwort: Mindestlohn.

Aber was macht der Staat? Wie gesagt, das ist ein langes Thema. Noch bestünde etwas Hoffnung, das Ruder herumzureißen, doch es müsste sich schlagartig Großes tun. Es passiert jedoch nichts bzw. nur sehr wenig und es wird immer schlimmer. Das ist für mich als Hauptarbeitgeber in Laufen und als über Jahrzehnte lang gewachsenes Unternehmen schon sehr belastend. Aber auch hier ist und wird der Mittelstand flexibel und innovativ bleiben.

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